..... „Weil ich einen Garten hab' und sie festhalten will, die Blumen, die hier wachsen, die hier werden und vergehen. Und weil sie mich immer schon fasziniert haben, diese Abbildungen in den alten Apotheken.”
Anfangs hat sie gedacht, dass sie das nie so selber kann, weil es so schwierig, so aufwendig ist. Doch dann hat sie die Gelegenheit ergriffen und einen Radierkurs belegt und war schrecklich enttäuscht über ihre erste Radierung von einer Tulpe! Nach dem aquarellieren war sie dann erst recht enttäuscht, noch so ganz ohne Erfahrung mit dem Medium Aquarell. Doch die Ausdauer hat gesiegt und es hat sich der Ehrgeiz geregt, sich immer noch verbessern zu können.
Kolorierte Radierungen hatten ihre Hochblüte im 17., 18. bis ins 19. Jahrhundert, die berühmtesten waren Maria Sibylla Merian und J. Redouté mit seinen beeindruckenden Rosenportaits. Mueh fühlte sich immer schon davon sehr angezogen, aber gleichzeitig auch eingeschränkt durch die Arbeiten der alten Meister. „Ich geh' gerne in der Früh durch den Garten und such' mir ein Modell!” Dieses wird abgeschnitten und in eine Vase gesteckt. Dann kann die Arbeit beginnen, das heißt die Pflanze wird ganz klar, linear auf ein weißes Blatt Papier gezeichnet, versehen mit kleinen Notizen über die Farbnuancen. Bevor der Prozess der Radierung beginnen kann, wird das Modell sicherheitshalber noch fotografiert. Die exakteste Technik hat sie sich ausgesucht, das Können der Pinselführung ist ausschlaggebend, die Phantasie ist hier vielleicht nicht so gefragt. Aber die bringt die Natur ja selber ein, die mit ihrer schier unendlichen Vielfalt innige Liebe erweckt hat – die geduldige Liebe einer selbst so vielseitigen Künstlerin.